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Am Ostersonntag des Jahres 1908 begann Franz Xaver Fried mit den Schaustellungen seines „Original-Elektro-Biograph Riesen-Kinematograph“ im großen Saale des Masslgarten am St.Veiter-Ring 27. Fried war bereits im August 1907 im Gartensalon des Hotel Grömmer in Klagenfurt gewesen, allerdings mit wenig Erfolg. Obwohl Frieds Kinematograph - nach eigenen Angaben - das „Erste und größte Unternehmen der Monarchie“ war, über eine „eigene Lichtzentrale sowie kinematographische Aufnahmeapparate“ verfügte und „Technisch das Vollendetste“ bot, war er doch das vorletzte Wanderkino das in Klagenfurt Station machte. Ende November 1896 konnte man in Klagenfurt erstmals „Lebende Photographien“ vorgeführt von Charles Crassé im Saal des Hotel Sandwirt bewundern. Nach mehr als einem Jahrzehnt ging die Zeit der fahrenden Kinos in der Landeshauptstadt zu Ende, denn bereits zu Pfingsten 1908 eröffnete Hermann Prechtl seinen „Klagenfurter Reform-Kinematograph“ in der Schulhausgasse (10.Oktober-Straße). In den Zeitungen des Jahres 1908 finden sich nur zwei Annoncen und eine kurze Meldung über Fried, dies deutet darauf hin, dass die „Schaustellung, wert, meilenweit zu wandern!“ wohl kein großer Erfolg war. Einen gewissen Rückschluss auf das Programm Frieds lässt sein Auftritt in Bregenz 1908 zu. Im Vorarlberger Volksblatt erscheint am 14. März ein Inserat: „Zur Vorführung gelangen nur die entzückendsten Novitäten“ und am 18. März eine harsche Kritik: „Wir verwahren uns entschieden gegen die Einfuhr französischer Sittenlosigkeit!“
(Kinematograph.) Von den Osterfeiertagen an gibt der Kinematographen-Besitzer Fried im Maßlgarten durch fünf Tage Vorstellungen mit seinem vortrefflichen Kinematographen.
Der „Klagenfurter Reform-Kinematographen“ von Hermann Prechtl wurde am 8. Juni 1908 als erstes ständiges Kino in der Landeshauptstadt eröffnet. Fünf Monate später machte das Edison-Grand-Elektro-Bioskop in Klagenfurt Station, das als Besonderheit einige Tonfilm-Experimente anzubieten hatte, die der Reporter des Tagblattes eigenartige kinematographische Vorstelllungen nannte und der Kollege von den „Freien Stimmen“ gar den Reform-Kinematographen lobte, weil dort nicht der überaus lästige sprechende oder singende Phonograph zur Verwendung kommt. Gaumont's Chronomégaphone war in der Lage den Ton einer Schallplatte einigermaßen synchron zum Film-Bild wiederzugeben. Bis zur endgültigen Einführung des Tonfilms in Klagenfurt sollten noch mehr als 20 Jahre vergehen. Ab 7. November 1908 war das Programm des Wanderkinos im Orpheum-Saal im Hotel Trabesinger in der Völkermarkterstraße 5 in Klagenfurt zu sehen. „Erstklassiges und schönstes Etablissement in diesem Genre“, so die nicht gerade bescheidene Selbstdarstellung und weiter: „In technisch höchster Vollendung mit Elektro-Motor-Betrieb von 25 HP.“ Mitte November wurde ein „Sensations-Pariser-Herrenabend“ gegeben, das Grand-Elektro-Bioskop blieb trotzdem bis Jahresende in der Stadt. Chronomegaphon. Vom nächsten Sonntag den 13. Dezember angefangen finden bis auf weiteres im Orpheumsaale des Hotels Trabesinger täglich eigenartige kinematographische Vorstelllungen statt, und zwar werden in Verbindung mit dem neuen Chronomegaphon Opern- und Operettenszenen aufgeführt werden. Das Chronomegaphon ist ein neuartiger phonographischer Apparat, wie ein solcher bisher in Österreich noch nicht zur Aufstellung gelangte. (...) Kärntner Tagblatt, 11. Dezember 1908, XV Jahrgang, Nr. 285, Seite 4 (Das Grand Elektro-Bioskop) im Orpheumsaale des Hotels Trabesinger brachte gestern und vorgestern eine Reihe von Bildern zur Vorführung, die an Schönheit und Reinheit nichts zu wünschen übrig ließen; besonders möchten wir die Ausfahrt der Feuerwehr von St. Petersburg zu einem Brandplatze hervorheben, die gleich den Naturaufnahmen von St. Kilda - einer Insel westlich der Hebriden - für sich alleine schon sehenswert ist. Die „Othello-Probe“, „Die verräterische Uhr“, der „Verjüngungstrank“ u.s.w. wirkten zwerchfellerschütternd und die kolorierte Feerie „Sage der heiligen Elisabeth“ fand gleich den übrigen Darbietungen dankbare Aufnahme. Klagenfurter Zeitung, Nr. 289, 16. Dezember 1908, Seite 3003 Zum Beginn der Seite Zurück zur „Klagenfurter Kinogeschichte“ |