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Elf Monate nach der ersten Kino-Vorführung in Paris (28.12.1895) und ein halbes Jahr nach Wien war auch Klagenfurt an der Reihe. Von Ljubljana kommend machte, der in Amsterdam geborene, Charles Crassé im Saal des Hotel Sandwirt Station.
Nachdem das Ereignis in den Tageszeitungen ausführlich angekündigt worden war, begannen am 29. November 1896 die „Demonstrationen lebendiger Photographie“, dargestellt durch den Kinematographen Marke „Edisons Ideal“.
Vorstellungen mit Edisons Kinematographen. Vor einigen Monaten erregte in Wien Edisons neueste Erfindung großes Aufsehen. Durch dessen Kinematographen ist es möglich, ganze Scenen aus dem menschlichen Leben voller Naturtreue, Lebendigkeit und Beweglichkeit wiederzugeben. Insbesondere erregte das Bild „Der Eisenbahnzug“ lebhaftes Interesse. Der Eisenbahnzug schildert das buntbewegte Treiben in der Bahnhofshalle bei Einfahrt eines Zuges mit all seinen Details. Nun ist es bereits einem Franzosen gelungen, den Kinematographen dahin zu verbessern, daß die Darstellungen mit weit größerer Schärfe und Präcision zur Geltung kommen. Ein solcher Kinematograph wird nun auch in Klagenfurt „Hotel Sandwirt“, von Sonntag den 29.d.M. an durch sieben Tage, in der Zeit von 4 Uhr nachm. bis 8 Uhr abends vorgeführt werden und machen wir unsere Leser bereits jetzt darauf aufmerksam.
(Der Kinematograph) wird von morgen, Sonntag, an im „Hotel Sandwirt“ seine Wunder zeigen.
Mit Bezug darauf geben wir einige Stellen eines in Nr.77 vom 4. April v.J. in der „Klagenfurter Zeitung“ veröffentlichten Feuilletons „Phonograph und Kinematograph“ von F-n K-c' wieder.
Die Entwicklung der Augenblicks-Photographie hat eine wesentliche Vervollkommnung dieses Apparates ermöglicht. Der amerikanische Photograph Muybridge erfand eine Vorrichtung, um diese Bewegungen lebensgroß auf eine weiße Wand werfen zu können. Eine weitere Vervollkommnung des Apparates wurde durch den „Schnellseher“ des Moment-Photographen Ottomar Anschütz in Lissa bewerkstelligt. Das Vollkommenste in dieser Hinsicht aber ist Edisons Kinematograph. Edison brach mit dem Princip der kreisenden Scheiben oder Trommeln und erzeugte auf einem unausgesetzt in nur einem einzigen photographischen Apparat vorüberziehenden lichtempfindlichen Streifen nach einander in jeder Secunde 40 Bilder des sich bewegenden Körpers, und konnte dieses Verfahren minutenlang fortsetzen. Die Wiedervereinigung der Bilder zu einer „lebenden“ Photographie geschieht in einem kleinen Apparat. Der Streifen zieht in demselben genau mit der ursprünglichen Geschwindigkeit, die bei der Aufnahme erforderlich war, vor einer dauernd brennenden Glühlampe vorüber. Klagenfurter Zeitung, Nr.276, 29. November 1896, Seite 2541
(Der Kinematograph) begann gestern 3 Uhr nachmittags im kleinen „Sandwirt“saale seine Schaustellungen. Gleich die erste derselben fand vor gefülltem Saale statt und einige der vorgeführten sieben Bilder fanden sehr lebhaften Beifall, besonders das Waschhaus, die Badeanstalt und die Ankunft eines Eisenbahnzuges. Einige Bilder litten ein wenig durch die Unruhe der Beleuchtung, die meisten aber kamen mit großer Deutlichkeit zur Schau, besonders die Badeanstalt und der Eisenbahnzug. Jedenfalls sollte niemand versäumen, die Sache anzusehen. - Als Antwort auf mehrfache an uns gelangte Anfragen über die Bedeutung des Wortes „Kinematopraph“ sei mitgetheilt, daß im Griechischen das Wort Kinein bewegen, Kinema die Bewegung, graphein schreiben heißt, Kinematograph als ein Darsteller von etwas Bewegtem.
(Der Kinematograph) [„Hotel Sandwirt“], der stets sehr stark besucht ist, hat vier neue Bilder in sein Programm aufgenommen: „Marschierende französische Soldaten“, eine „Feuerwehr in Thätigkeit“, „Verkehr auf der Kaiser Ferdinandsbrücke in Wien“ und „Einzug des Czarenpaares in Paris“. Die Bilder finden fortgesetzt den Beifall des Publicums. Gestern um 2 Uhr nachmittags wurde eine Vorstellung für die Schüler der Übungsschule der Lehrerbildungsanstalt gegeben. Wir machen aufmerksam, daß der Kinematograph nur mehr bis einschließlich Samstag hier ist.
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