Ein Fliederzweig.
Weißer, gefüllter Flieder.
Von blendenden Sonnenschein überflutet.
Er dringt durchs Fenster ins Zimmer ein.
Und geht als erste Erinnerung in den Kreis meiner Kindheitseindrücke ein.
Eine Großaufnahme !


Klaus Pertl Die Geschichte der Großaufnahme, nennt Sergej M.Eisenstein dieses Gedicht in seinen Memoiren „Yo - Ich selbst“. Meine Kindheitserinnerungen an das Kino sind nicht ganz so groß, eher der strenge Geruch des Saals und die dicke Frau hinter der Kasse, die auch die Süßigkeiten verkaufte. Im Winter gab's „Kaisers Brustkaramellen“ - und im Sommer „Stollwerck“ um 5 Groschen das Stück. Welche Bedeutung die „Deutsche Automaten-Gesellschaft Stollwerck & Co“ für die Kinogeschichte hatte, wurde mir erst viel später bewußt. Die Erinnerungen an die Filme von damals sind wesentlich ausgebleichter. Lotte Reinigers Scherenschnittfilme, später die Winnetou-Trilogie. 1963 kam auch nach Spittal an der Drau das Fernsehen und wir Kinder gingen zum Elektrohändler „Testbild“ schauen. Noch stand der Fernsehapparat in der Auslage, nach wenigen Monaten im Wohnzimmer, aus den Parklichtspielen ist im August 1969 ein Supermarkt - später ein Möbelland und 2002 Versicherungsbüro - geworden.

Die Großaufnahme begegnete mir erst wieder, als ich im Rahmen meines Studiums an der Universität Klagenfurt anfing, eigene Filme zu gestalten. Wie 1895 Lumiére in Paris oder 1911 Hermann Prechtl in Klagenfurt, so begann auch ich 1977 mit einer Totalen - „Damit alles drauf ist“. Die Film- und Kinogeschichte weckte mein Interesse, ich habe daraus einen persönlichen Schwerpunkt gemacht. Am Institut für Medien- und Kommunikationswissenschaften der Universität Klagenfurt habe ich mit meinem - leider 2014 verstorbenen - Kollegen und Freund Dr. Bernhard Lechner gelegentlich eine Lehrveranstaltung zum Thema gehalten. Im Jahre 2007 entstand als Teil der „Nostalgiebahnen in Kärnten“ das Klagenfurter Kinomuseum.



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