Der schwarze Chauffeur (1917)
Der 1917 in Kärnten gedrehte Stummfilm „Der schwarze Chauffeur“ - auch „Der schwarze Schofför“ - gilt als
verschollen. Regie führte der in Wien geborene Joe May, die Drehbuchvorlage stammt vom Kärntner Michelangelo Baron
Zois. In den Hauptrollen sind Mia May - die Frau des Regisseurs - und Bruno Kastner zu sehen. Aus div. Zeitungsberichten sind folgende Drehorte bekannt: Friesach,
Hochosterwitz, der Herzogstuhl am Zollfeld, Schloss Eberstein, Villach und der Wörthersee.
Nachdem es sich - mit allergrößter Wahrscheinlichkeit - um Kärntens ältesten Spielfilm handelt, ist das
Kinomuseum seit Jahren auf der Suche nach einer Kopie. Gemeinsam mit dem international tätigen Filmhistoriker Adrian Wood von Restoration Asia
und Michael Seeber vom Orchester Filmharmonie haben wir uns auf die Suche gemacht. Über jeden Hinweis - der zur
Auffindung des Films führt - würden wir uns sehr freuen und bitten um eine Nachricht.
Drehort: Friesach - Sommer 1917 - im Hintergrund die Peterskirche
Der schwarze Chauffeur. May-Film: komisch. 1800 Meter. 4 Akte: Schulverbot.
L u s t s p i e l mit Mia May und B. Kastner. (Regie Joe May.) - Graf Hans Rocher von Friedeck wettete mit dem Krösus Senor Heidegg um eine
Million, dass er sich ein Jahr lang in einem bürgerlichen Berufe allein fortbringen kann. Die reiche Amerikanerin Ellen Karena suchte
einen Chauffeur: Hans meldete sich, wurde angenommen, führte seine Herrin auf einer Tour nach Kärnten und schließlich in sein
Stammschloss Friedeck, wo sich die beiden verlobten. Nebenbei spielt noch ein nachgesandter Detektiv und eine Schatzgräbergeschichte mit.
Der Kinobesitzer, 3.November 1917, Seite 8
Uraufführung am 26.10.1917 im Tauentzienpalast in Berlin
Nach der Filmpremiere in Berlin hat die Leihanstalt „PHILIPP & PRESSBURGER“ die österreichischen Kinobesitzer zur
„Großen Neuheiten-Vorführung“ ins Opern-Kino in der Elisabethstraße in Wien geladen.
Nach der Vorstellung schreibt die Kinematographische Rundschau:
Der schwarze Chauffeur,
Lustspiel mit Mia May,
als Miss Ellen Carenna und zugleich in der Rolle ihrer Ahnfrau, der Gräfin Gracchenberg. Die höchst amüsante, fesselnde, so gar nicht banale
Handlung, die glänzende Regie Joe May's, die szenisch wunderschönen Bilder und vor allem das Zusammenspiel Mia Mays mit ihrem Partner
Bruno Kastner, der die Titelrolle innehatte und dieselbe mit so viel sympathischen, liebenswürdigen Zügen ausstattete, bedingen die
begeisterte Aufnahme, welche dieser Film bei allen Anwesenden fand. Es fällt uns daher nicht schwer, schon heute diesem Film die wärmste
Anerkennung des Publikums zu prognostizieren.
Kinematographische Rundschau, 3.November 1917, Seite 14
Bereits im Januar 1918 sorgte der Film in Prag für ausverkaufte Vorstellungen und begeisterte Kritiken.
„Dieses Lustspiel übt seine erstaunliche Anziehungskraft, weil es Ausstattungsstück und Detektivkomödie, Liebesintrige und Satire,
Reisepanorama und Ulk, alles in einem ist. (…) Eine herrliche Automobilreise durch die Alpenberge bildet den landschaftlich unvergleichlich fesselnden Rahmen.“
Prager Tagblatt, 11.01.1918, Seite 4
Sondervorstellung im Parkkino Villach im Januar 1918
Der Leiter der „Karnisch-Julischen Kriegszeitung“, Michelangelo Baron Zois - von dem die Drehbuchvorlage stammt - organisiert eine Sondervorstellung.
Villach (Ein interessanter Kärntner Film.) Das Park-Kino bietet in seiner neuen Spielfolge eine ganz außergewöhnliche Sehenswürdigkeit in dem vieraktigen Lustspiel
„Der schwarze Chauffeur“, in dem Mia May, die bekannte Filmdarstellerin, als amerikanische Milliardärin Ellen Carenna und zugleich in der Rolle ihrer Ahnfrau,
der Gräfin Gracchenberg, neue Beweise ihrer Vielseitigkeit gibt. (...)
Für Kärnten bietet er noch erhöhtes Interesse dadurch, dass der Hauptteil der Handlung auf Kärntner Boden spielt und auch im Laufe des letzten Sommers hier aufgenommen
worden ist. Wir sehen wunderschöne Aufnahmen aus der Umgebung von Friesach, vom Schloß Hochosterwitz und dem Zollfelde. Dazwischen sind auch Bilder vom Wörthersee und
der Blick vom Villacher Draukai gegen den Dobratsch mit eingeflochten.
Kärntner Tagblatt, 19.01.1918, Seite 6
Kameramann Curt Courant hat 1917 auch in Villach gedreht
Für den damals noch sehr jungen Curt Courant war dies eine seiner ersten Arbeiten als Kameramann.
In Wien kam die May-Film-Produktion erst Ende April 1918 in die Kinos.
Nachdem der Stummfilm am 20.Juni 1918 die Tiroler Filmzensur mit dem Vermerk „Für Jugendliche nicht geeignet“ (Zl. XI 8/163.)
passiert hatte, war er von 6.-9. Juli 1918 im Triumph-Kino in Innsbruck zu sehen.
Innsbrucker Nachrichten, 9.07.1918, Seite 10
Die übrigen Kärntner mussten noch etwas länger warten, erst in der Weihnachtswoche des Jahres 1918 wurde
„Der schwarze Chauffeur“ in Prechtls Reform-Kino gezeigt und die Zeitungen berichteten darüber.
- Lichtspieltheater Prechtl. Die neue Spielordnung bringt uns als Schlager das Lustspiel „Der schwarze Chauffeur“,
das besonderes Interesse erregt, weil der Hauptteil auf Kärntner Boden (Friesach, Schloß Hochosterwitz, Zollfeld und Bilder vom
Wörthersee und Villach) sich abspielt.
Freie Stimmen, 19.12.1918, Seite 4
Eine Autofahrt durch Kärnten. Im Rahmen eines recht unterhaltenden, von hervorragenden Wiener Künstlern vorzüglich dargestellten Lustspieles
(„Der schwarze Chauffeur“), wobei es sich um die Millionenwette eines Grafen handelt, wird diesmal in Hermann Prechtls Lichtspielbühne eine Autofahrt
durch Kärnten vor Augen geführt.
Kärntner Tagblatt, 19.12.1918, Seite 4
Weitere Informationen über den Stummfilm im Netz (Auswahl):
Sonderschau 2023 im Kinomuseum Klagenfurt
Internet Movie Database
The German Early Cinema Database
British Film Institute (BFI)
Wikipedia
The silent film “The Black Chauffeur”, shot in Carinthia (Austria) in 1917, is considered lost. It was directed by Joe May, who was born in Vienna, and the
screenplay was written by Carinthian Michelangelo Baron Zois. The main roles include Mia May, the director's wife, and Bruno Kastner. Cinema Museum Klagenfurt is searching for years for a
copy of Carinthia's oldest feature film. We would be very happy about information, which could leads us to the discovery of the film.
„Der schwarze Chauffeur“ in different languages:
Černý šofér (CZ),
Lo chauffeur nero (IT) ,
Le Chauffeur noir (FR) ,
A fekete sofőr (HU) ,
Den sorte chauffør (NO),
Den svarte chauffören (SV)
Kontakt Kinomuseum Klagenfurt, Austria
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