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In den Tagen als in Kärnten die ersten Cinemascope-Kinos öffneten, machte sich auch der - jetzt noch kleine - Bruder des Kinos auf den Weg. Ab 1. August 1955 wird ein regelmäßiges Fernsehversuchsprogramm über die Sender Wien-Kahlenberg, Linz-Freinberg und Graz-Schöckl ausgestrahlt, das auch in Klagenfurt empfangen werden konnte. Bis zur Eröffnung der FS-Sendeanlage am Pyramidenkogel im November 1957 sollten noch mehr als zwei Jahre vergehen. Ein weiterer Artikel zeigt jedoch, dass man in Klagenfurt von Anfang an das neue Medium „bei einem Glas Bier oder einer Tasse Kaffee“ verfolgen konnte.
Erste Sendung unseres Fernsehens
Klagenfurt, 1. August (1955) Sieben Klagenfurter Journalisten sahen als erste Kärntner gestern in dem Fernsehversuchslokal des Radiomeisters Ing. Jabornig das erste österreichische Fernsehprogramm. Es handelte sich noch um eine Versuchssendung, die über die Station Graz-Schöckl von Wien her tadellos empfangen wurde. Österreich ist nun das neunte Land in Europa, das Fernsehprogramme sendet.
Ein Fernsehapparat braucht einige Zeit, um „warm“ zu werden. Nach zwei Minuten war es soweit. „Radio Österreich, Fernsehen Versuchssendung“ stand zu den Klängen des Donauwalzers auf dem Bildschirm. Und dann begann das ehemalige Mitglied des Klagenfurter Stadttheaters, Franziska Kalmar, das Programm anzusagen. Zunächst erklang die Egmont-Ouvertüre von Ludwig van Beethoven, gespielt von den Wiener Philharmonikern. Bei dieser Musikübertragung wurde der kaum geglückte Versuch gemacht, das Orchester nicht ständig im Bild zu belassen, sondern durch Photomontagen berühmter, dem Werke entsprechender Gemälde und Skulpturen zu ersetzen. Darauf diskutierte „Radio Österreich“ vertreten durch Programmdirektor Professor Rudolf Henz mit Vertretern der Wiener Presse über die Aufgaben des Fernsehens und seine Stellung im Pressewesen. Bei Beginn der nächsten Sendung gab es eine Störung, bei der gezeigt wurde, wie das Fernsehen dieses Problem lösen wird. Während die Sprecherin noch befangen aus dem Bild sah, wurde eine Karikatur zweier Mechaniker eingeschoben, auf der zu lesen stand: „Bitte werden Sie nicht ungehalten, die Störung wird schnellstens behoben.„ Den Abschluß bildete ein sicherlich nicht für das Fernsehen gedrehter Film des „Information centre“. Die Sendungen kamen aus dem Wiener Studio in der Singrienerstraße und wurden ausgezeichnet empfangen. Überraschend war es, daß das brennende Licht im Raum der Sichtbarkeit des Fernsehbildes nicht schadete, sondern das Schirmbild klar erkenntlich war. Kleine Zeitung, 2. August 1955, Nr. 174, Seite 7
Jeder Klagenfurter kann fernsehen
In Kärnten steht noch kein Fernsehsender. „Fernsehempfang gibt es nur auf Sichtweite des Senders und ist daher in Klagenfurt unmöglich“, sagen die Theoretiker. Ing. Franz Jabornig der Praktiker, hat vor einem kleinen Zuseherkreis schon des öfteren das Gegenteil bewiesen, er hat gezeigt, daß Fernsehempfang in Klagenfurt doch möglich ist, daß er das Programm des österreichischen Fernsehrundfunks über den Sender Graz-Schöckl in guter Qualität empfängt. Nun hat die gesamte Öffentlichkeit die Möglichkeit, sich davon zu überzeugen.
Im Speisesaal des Konzerthaus-Restaurants hat Ing. Jabornig zwei Fernsehapparate aufgestellt und überträgt die regelmäßigen Sendungen des österreichischen Fernsehens: montags und mittwochs um 17 Uhr und 19.30 Uhr und samstags um 20.30 Uhr. Der Klagenfurter kann also von nun an bei einem Glas Bier oder einer Tasse Kaffee das Fernsehprogramm verfolgen. Fernsehempfang in einem Restaurant ist für Kärnten ein Novum, in anderen Ländern aber, in denen das Fernsehen gerade erst Fuß gefaßt hat, steht nahezu in jedem Kaffeehaus ein Fernsehapparat, denn der „kleine Mann“ der sich einen eigenen Apparat noch nicht leisten kann, hat somit die Möglichkeit, am Programm teilzunehmen. Wer noch nie „ferngesehen“ hat, wird diese Gelegenheit, das Fernsehen kennen zu lernen, kaum vorbeigehen lassen. Vielleicht allerdings wird er zunächst ein wenig enttäuscht sein: Erstens wird sich sein Auge, gewöhnt an die immer großflächiger werdende Kinoleinwand, erst auf das kleine Format des Fernsehbildschirmes umstellen müssen. Und zweitens wird im vielleicht das Programm nicht immer zusagen: Der Österreichische Rundfunk sendet vorläufig nur ein Versuchs-Fernsehprogramm, für das nur beschränkte finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. Und so gibt es auch nicht durchwegs teure, fernseheigene Studio Sendungen, sondern auch - manchmal nicht ganz gelungene - Kurzfilme, oft älteren Datums. Immerhin findet eine Reihe von Sendungen großes Interesse beim Publikum: Unterhaltungs- und Kabarettprogramme und besonders die aktuellen Sendungen; am Montag die Filmberichte von Sportereignissen am Sonntag und am Mittwoch die Fernsehwochenschau „Zeitspiegel“, die gegenüber den Kinowochenschauen vor allem den Vorteil hat, schneller und daher aktueller zu sein. Die Neue Zeit, 21. Oktober 1955, Nr. 241, Seite 3
Ab 1.August 1955 brachte der Österreichische Rundfunk erste „Fernseh-Versuchssendungen“ die in Kärnten nur von wenigen Technikbegeisterten über den Sender Graz-Schöckl empfangen wurden. Vor 65 Jahren - im Spätherbst 1957 - sollte sich das gewaltig ändern, der erste Kärntner TV-Sender am Pyramidenkogel wurde eröffnet. Das Klagenfurter Kinomuseum erinnert - im Schaukasten am Lendkanal - an die Anfänge des größten Konkurrenten des Kinos. Zuerst wurden nur Testbilder gesendet, die Versuche waren erfolgreich und so meldete am 5.Dezember 1957 „Die Neue Zeit“ (später KTZ): „Ab heute störungsfreies Fernsehen“. Damit beginnt das TV-Zeitalter - allerdings „sind Fernsehgeräte in Kärnten vor Weihnachten (1957) kaum mehr zu bekommen“ und sehr teuer. Im Wochendurchschnitt wird 15 Stunden gesendet und die „Kochstunde“ ist das beliebteste Programm.
Kärntner Fernsehsender fertigestellt
Der erste Kärntner Fernsehsender auf dem Pyramidenkogel ist nunmehr soweit fertiggestellt, daß am 25. November mit Versuchssendungen begonnen werden kann. Vorerst werden nur Testbilder ausgestrahlt. Der Beginn regelmäßiger Programmsendungen wird rechtzeitig bekanntgegeben werden. Jedenfalls ist damit zu rechnen, daß das Fernsehprogramm noch vor Weihnachten auch in Kärnten mit voller Qualität empfangen werden kann. (...) Die Neue Zeit, 22. November 1957, Nr. 269, Seite 3
Ab 5. Dezember Fernsehen in Kärnten
Über den kürzlich fertiggestellten Kärntner Fernsehsender auf dem Pyramidenkogel wurden gestern nachmittag planmäßig
die ersten Versuchssendungen ausgestrahlt. Ab 15.01 Uhr sendete man ein international genormtes Testbild, und zwar eine
stehende Figur, die von verschiedenen Zahlen umrahmt war. Der bekannte Kärntner Fernsehtechniker Ingenieur Jabornig führte
mit drei Fahrzeugen - ausgestattet mit Fernsehapparaten und Meßgeräten - in vielen Teilen Kärntens Messungen durch. Das
Ergebnis ist außerordentlich zufriedenstellend. In den drei Hauptstrahlrichtungen Klagenfurt, St. Veit und Villach ist
der Empfang sehr gut (...) Die Neue Zeit, 26. November 1957, Nr. 272, Seite 3
Ab heute störungsfreies Fernsehen
(...) Im Frühjahr 1957 begann ein reguläres Fernsehprogramm, das heute einen Wochendurchschnitt von 15 Stunden erreicht hat. 90 Millionen Schilling wurden bisher aus Bundesmitteln im österreichischen Fernsehen investiert. (...) Wie sich bisher herausgestellt hat, ist die Kochstunde der österreichischen Television die beliebteste Sendung. Die Neue Zeit, 5. Dezember 1957, Nr. 280, Seite 3 Zum Beginn der Seite Siehe auch: „Dampfradio“ |