Auf den Spuren der Filmstars wandeln …
Klaus Pertl hat neben seiner Website und dem Kinomuseum ein weiteres Projekt in Arbeit.
Der Klagenfurter Film- und Kinoweg lädt zu einer Zeitreise in die hohe Zeit des Kinos ein.
Helmut Haslinger
Am 29. November 1896 hatte ein neues Massenmedium seinen ersten Auftritt in Klagenfurt. Ein gewisser Charles Crasse machte damals mit seinem „Edison'schen Kinematographen“ im Hotel Sandwirth Station. Er zeigte „Scenen aus dem menschlichen Leben voller Naturtreue, Lebendigkeit und Beweglichkeit“.
Das brachte ihm einen stets vollen Saal und die allererste Filmkritik in der Klagenfurter Zeitung ein: „Einige Bilder litten ein wenig durch die Unruhe der Beleuchtung, die meisten aber kamen mit großer Deutlichkeit zur Schau, besonders die Badeanstalt und der Eisenbahnzug.“
Am 5. Dezember 1896 baute Crasse seine Apparatur ab. Er zog weiter nach Villach, um auch dort die Leute mit dem Kinobazillus zu infizieren. Das ist wohl auch bei einer „sehr gut besuchten Herrenvorführung“ am 28. Oktober 1899 gelungen. Manch bravem Christenmenschen dürfte damals ob der erschröcklichen Darstellung nackten Fleisches der Hut hochgegangen sein.
Mitte 1908 waren die großen Tage der Wanderkinos vorbei. Der Klagenfurter Kinopionier Hermann Prechtl wurde mit seinem „Reform-Kinematographen“ in der Schulhofgasse (der heutigen 10.-Oktoberstraße) sesshaft.
Belebte Erinnerung
Vor hundert Jahren ließ der kinobegeisterte Unternehmer einen vier Minuten langen Filmbericht von den Eröffnungsfeierlichkeiten der großen Handwerkerausstellung drehen. Seinen „Wanderkinematographen“ stellte Prechtl dort auf, wo sich in unseren Tagen der Parkplatz des Lerchenfeldgymnasiums befindet.
Kaum jemand weiß das, und das ist schade. So denkt auch der rührige Klagenfurter Kino-Experte Klaus Pertl. Neben dem Kinomuseum am Lendkanal und der Website www.kinogeschichte.at hat er ein neues Projekt in Arbeit: den Klagenfurter Film- und Kinoweg.
Auf den Spuren der Stars
Es sind erst drei Stellen in Klagenfurt, an denen eine kleine Tafel an die Großen des Films und ihre Werke erinnert. Womit wir auch schon beim ersten und keineswegs einzigen Aha-Erlebnis wären: Die berühmten - manche sagen: berüchtigten – „Wörtherseefilme“ sind (vorerst?) kein Thema.
Wer erinnert sich noch daran, dass Filmgrößen wie Ingrid Bergman und Omar Sharif in Klagenfurt vor der Kamera standen? Der Film hieß „Der gelbe Rolls Royce“, und eine seiner Szenen wurde 1964 auf dem Klagenfurter Kreuzbergl gedreht. Dort prangt seit einiger Zeit eine Tafel, die daran erinnert. Wander-lustigen Cineasten weist Kinogeschichte.at mit der digitalen Landkarte von Google Maps den Weg.
Fakten und Codes
Die Tafeln habe es in sich. Sie präsentieren die wichtigsten Fakten in Wort und Bild. Wer mehr wissen will, wird sich über den Web-Link freuen. Der ist übrigens auch als QR-Code aufgedruckt: Smartphones mit Kamera-Auge können diesen Code auswerten und die Info-Adresse im Netz ansurfen. Viel bequemer geht es nicht mehr!
Klagenfurts „Mr. Kino“ setzt aber nicht nur den Stars ein Denkmal. Er will auch den längst verschwundenen Kinos ein Denkmal setzen. Zum Beispiel ist das Peterhof-Kino nur mehr den älteren Semestern ein Begriff. Eine Tafel in der Ramsauerstraße erinnert an das Lichtspieltheater, das vor dem Abriss im Jahr 2005 als Alternativkino diente. Sie wird bestimmt nicht die letzte Tafel sein, die eine Station auf Klagenfurts Film- und Kinoweg markiert.
Neue Stationen
Es fehlt nicht an denkwürdigen Orten. Der Standort des längst nicht mehr existierenden Prechtl-Kinos soll ebenso in den Themenweg aufgenommen werden wie das seit Jahren langsam zerbröselnde Carinthia-Kino.
Auch Michael Hanekes Frühwerk „Drei Wege zum See“ (nach Ingeborg Bachmann) soll mit einer Erinnerungstafel gewürdigt werden. Klaus Pertls Wunschtraum: Eine Erweiterung des Themenweges auf ganz Kärnten. Es gibt allerlei cineastisch interessante Orte in unserem Land ...
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