Kleine Zeitung Kino
Klagenfurt, Freitag 31. Dezember 1971

Prechtls Kino auf der Klagenfurter Handwerkerausstellung im Jahre 1911

Ende für das Kino Prechtl

Mit Jahresende schließt das älteste Kino Kärntens. Unter die Chronik des Prechtl-Kinos in Klagenfurt wird nach 63 Jahren der Schlußpunkt gesetzt. Das Lichtspieltheater in der 10.-Oktober-Straße, das zwei Generationen in schönen und schweren Zeiten Unterhaltung und Entspannung geboten hat, gehört der Vergangenheit an. Auch das Gebäude, in dem das Unternehmen seinen Sitz hatte, wird in wenigen Wochen aus dem Bild der Stadt verschwinden, denn das Haus muß einem Neubau weichen.

Da es sich beim Prechtl-Kino um ein interessantes Stück Kärntner Kinogeschichte handelt, wollen wir noch einmal kurz in die Jahrzehnte seines Bestehens zurückblenden und jene Personen ins Blickfeld rücken, die mit ihm unzertrennbar verbunden sind. Der Gründer des ersten Kinos in Kärnten war Hermann Prechtl, der 1908 die damalige Silberegger Bierhalle in der Schulgasse (jetzt 10.-Oktober-Straße) pachtete und am 7. Juni den "Klagenfurter Reform-Kinematographen" eröffnete. In der Eröffnungsanzeige stand über die erste Programmserie zu lesen: "Alte und moderne Tänze (koloriert). - Folgenschwere Rache eines gemaßregelten Bahnkondukteurs. - Seelenwanderung (prachtvoll koloriert). - Das malerische Japan. - Komische Flucht eines Galeerensträflings. - Die Tochter des Bergmanns. - Ein dreifaches Rendevous. - Die Rivalin. - Wintersport in St. Moritz, der Schweiz. - Ein moderner Bildhauer (koloriert). Poesie und Musik."

Erinnert sich noch jemand daran? Der teuerste Platz kostete eine Krone 20 Heller, der billigste 40 Heller. Viele Jugendliche konnten sich die 40 Heller natürlich nicht leisten, aber auf den guten Papa Prechtl bauend, kamen sie und standen beim Eingang herum. Sie warteten darauf, daß der Besitzer erschien, sein "Geh' eini, Lausbua!" sprach und den Halbwuchsigen mit einem Schupser aufforderte, das Angebot ohne Zögern anzunehmen.

Als 1911 in Klagenfurt die große Handwerkeraustellung abgehalten wurde, war Hermann Prechtl nicht bloß mit einem Kino auf der Ausstellung vertreten, sondern er filmte auch die Eröffnungsfeierlichkeiten.

Nach dem Tode Hermann Prechtls im Jahre 1922 führte Elise Prechtl das Kino weiter. Sie und ihre Tochter Hermine sind gewiß noch vielen Klagenfurtern in guter Erinnerung. Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges war das Prechtl-Kino nur wenige Monate geschlossen. Noch im September 1945 wurde es wieder geöffnet. In der Folge herrschte so großer Publikumsandrang, daß die Besatzungsmacht verfügte, an eine Person höchstens drei Karten auszufolgen. Diese Zeiten sind längst vorbei und vergessen, es geht uns wieder gut, wir haben alles, was das Herz begehrt. Bei den Kinos ist es umgekehrt, die Besucherzahlen gingen zurück, und das war wohl mit ein Grund, daß das Kino Prechtl auf seine Konzession verzichtete.

A.K.
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